Während die Mieten und die Krankenkassenprämien immer teurer werden, hat sich das Parlament mit einem Thema befasst, das den Staat Milliarden kosten könnte: der Systemwechsel beim Eigenmietwert. Dahinter verbirgt sich in Wirklichkeit eine Reform, von der vor allem die reichsten Immobilienbesitzer profitieren werden. Die Mieter:innen, junge Familien und die Bevölkerung insgesamt werden die Zeche zahlen müssen.
500 Franken mehr Steuern pro Jahr
Nach Angaben des Bundes wird die Systemänderung beim Eigenmietwert zu Steuerausfällen von rund 2 Milliarden Franken pro Jahr führen. Diese Ausfälle müssen durch Steuererhöhungen ausgeglichen werden. Das bedeutet, dass jeder Haushalt mit mindestens 500 Franken Steuererhöhung rechnen muss.
Selbst die Kantone haben kürzlich gemeinsam die Ablehnung dieses Vorhabens gefordert: Auch sie rechnen mit erheblichen Steuerausfällen. Im Kanton Tessin ist bereits von einer Steuererhöhung von mehr als 7,5 Prozent die Rede, um diesen Verlust auszugleichen. Der Kanton Zürich rechnet mit einer Erhöhung um vier Prozent.
Das könnte die ohnehin schon stark strapazierten Haushalte zusätzlich belasten. Gleichzeitig würden die reichsten Immobilienbesitzer steuerlich entlastet werden.
Die Reichen profitieren – Mieter:innen und Familien zahlen
Die Mieter:innen, die bereits stark von den überhöhten Mieten betroffen sind, gehen bei dieser Abstimmung leer aus. In Appenzell beispielsweise hat der Regierungsrat angekündigt, dass die Steuern für Mieter:innen um etwa drei Prozent steigen könnten, um die Kosten dieser neuen Privilegien für Eigentümer:innen auszugleichen.
Junge Familien, die ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchten, würden ebenfalls benachteiligt. Laut einer Studie der UBS könnte der Systemwechsel bei der Eigenmietwertbesteuerung zu einem Anstieg der Immobilienpreise um 13 Prozent führen. Darüber hinaus werden die Steuerabzüge für Hypothekarzinsen massiv reduziert und nach zehn Jahren sogar ganz abgeschafft.
Dies erschwert den Erwerb von Wohneigentum weiter, vor allem für junge Familien und Menschen, die nicht Millionen auf dem Konto haben. Dabei ist die Förderung von Wohneigentum in der Verfassung verankert.
Das Parlament hat beschlossen, das System der Eigenmietwertbesteuerung für Wohneigentümer:innen zu ändern. Im Gegenzug will es den Kantonen die Einführung einer neuen «Objektsteuer» auf Zweitwohnungen ermöglichen, deren Details jedoch unklar sind. Die Bevölkerung wird am 28. September 2025 über dieses zweite Geschäft abstimmen. Sollte die Vorlage abgelehnt werden, bleibt das bestehende System erhalten. Über einen Zeitraum von zehn Jahren könnten sich die Verluste aufgrund der Systemänderung auf über 20 Milliarden Franken belaufen. Diese müssen von der Bevölkerung kompensiert werden. Der Kanton Tessin hat bereits geschätzt, dass er die Steuern um 7,5 Prozent erhöhen müsste, der Kanton Zürich um 4 Prozent.