Neun von zehn Befragten in Pilotprojekt sprechen sich für Vier-Tage-Woche aus

In einem internationalen Pilotprojekt testen 33 Unternehmen die Einführung der Vier-Tage-Woche bei voller Bezahlung. Nach sechs Monaten wollen neun von zehn Beschäftigte, dass die Vier-Tage-Woche bleibt. Zwei von drei Betrieben werden auch nach der Testphase daran festhalten. Für die Organisator:innen der Kampagne «4 Day Week» ist das ein grosser Erfolg, der eine Trendwende in der Arbeitswelt einleiten könnte.

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Für eine Testphase von sechs Monaten haben 33 Unternehmen mit 903 Angestellten die wöchentliche Arbeitszeit auf vier Tage verkürzt und den Lohn gleich gelassen. Eine nach dem Zeitraum durchgeführte Umfrage zeigte: 97 Prozent der befragten Angestellten wollen nie wieder in ihre alte Arbeitswoche zurückkehren. Zu einer ähnlichen Einschätzung kamen auch die Unternehmen selbst. Sie bewerteten ihre Gesamterfahrung bezüglich Produktivität und Leistung mit neun von zehn möglichen Punkten. Die Studie wirkte sich sogar positiv auf die Unternehmensgewinne aus. Der Erhebung zufolge stiegen die durchschnittlichen Einnahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 38 Prozent. Die Angestellten berichteten von weniger Stress, weniger Müdigkeit, weniger Schlaflosigkeit und weniger Burnout sowie von Verbesserungen der körperlichen und geistigen Gesundheit.

Zwei von drei Unternehmen wollen an Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn festhalten

Es überrascht deshalb nicht, dass zwei Drittel der Betriebe auch nach der sechsmonatigen Testphase an der Vier-Tage-Woche bei voller Bezahlung festhalten werden. Andere tendieren dazu oder sind noch unentschlossen. Keines der Unternehmen gab in der Umfrage an, definitiv wieder zur Fünf-Tage-Woche zurückkehren zu wollen.

«4 Day Week Global», eine gemeinnützige Organisation, arbeitete bei der Studie mit Forscher:innen des Boston College, des University College Dublin und der University of Cambridge zusammen. Juliet Schor, Soziologieprofessorin am Boston College und Leiterin der Studie, sagte, dass die Beschäftigten gut mit der Umstellung zurechtgekommen sind. «Das deutet darauf hin, dass die Strategie der Arbeitsumstrukturierung erfolgreich war und die Leistung nicht etwa durch Beschleunigung gesteigert wurde – denn das wäre weder nachhaltig noch wünschenswert», erklärte Schor.

Jon Leland ist Chief Strategy Officer der Crowdfunding-Plattorm Kickstarter, die sich an der Studie beteiligt hat. Er bezeichnete die Einführung der neuen Arbeitszeitregelung als «echte Win-Win-Situation»:

«Die Vier-Tage-Woche hat sich für unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter:innen positiv ausgewirkt. Die Mitarbeiter:innen sind konzentrierter, engagierter und helfen uns, unsere Ziele besser zu erreichen als zuvor».

Die Fünf-Tage-Woche soll der Vergangenheit angehören

Ein weiterer sechsmonatiger Versuch im Vereinigten Königreich, der ebenfalls von «4 Day Week Global» durchgeführt wurde, und an dem 70 Unternehmen und 3’300 Angestellte teilnahmen, ging soeben zu Ende. Die Ergebnisse des bisher grössten Feldversuches weltweit werden im Februar 2023 erwartet.

Bereits Anfang dieses Jahres berichteten Beschäftigte, die an der britischen Studie teilgenommen hatten, gegenüber CNN-Business, wie der zusätzliche freie Tag ihr Leben zum Besseren verändert hat: Sie haben mehr Zeit, um Besorgungen zu machen, Hobbys nachzugehen oder sich zu erholen.

Wegen der positiven Effekte und weil Millionen von Beschäftigten weltweit während der Pandemie auf Homeoffice umgestiegen sind, um Pendelzeiten und -kosten zu sparen haben Forderungen nach einer Verkürzung der Arbeitswoche in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Mehr und mehr Firmen und Anstellte fordern, dass die die Fünf-Tage Woche der Vergangenheit angehören soll. 

1 Kommentar

  1. Statt von der 4-Tages-Woche spreche ich lieber von der 32-Stunden-Woche. Daneben sollte die Höchstarbeitszeit von 50 auf 40 Stunden reduziert werden…

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