Familien verzichten auf Zahnbehandlungen wegen Kaufkraft-Verlust

Hohe Krankenkassenprämien, Mieten und Inflation: Das sind die Hauptsorgen der Familien in der Schweiz. Mehr als die Hälfte der Befragten befürchtet, dass sich die Situation in den kommenden Jahren weiter zuspitzen wird. Dies zeigt das diese Woche veröffentlichte Familienbarometer von Pro Familia und Pax.

Foto: Joseffson (Keystone)

Das Portemonnaie der Familien in der Schweiz steht stark unter Druck. Bei vier von zehn Familien reicht das Haushaltseinkommen nur knapp zur Deckung aller Kosten. Hohe Gesundheitskosten und steigende Mieten sind  somit die Hauptsorgen der Familien in der Schweiz, wie das neue Familienbarometer von Pro Familia und Pax zeigt. Danach folgen Bildungspolitik, Inflation und Klimawandel. Andere Themen wie Unsicherheiten infolge von Krieg und Zuwanderung beschäftigen die Familien nur am Rande.

Verzicht auf Ferien, Restaurant und Zahnbehandlungen

Auch wenn derzeit drei Viertel angeben, mit ihrem derzeitigen Familienleben zufrieden zu sein, blicken mehr als zwei Drittel in eine düstere Zukunft: Sie befürchten, dass sich ihre Situation in den nächsten drei Jahren verschlechtern wird. Meldungen wie diese zu steigenden Preisen im öffentlichen Verkehr, dürften diese Aussichten weiter bestärken.

Doch schon heute müssen viele Familien aus finanziellen Gründen Abstriche in Kauf nehmen: Sie verzichten bei den Ferien oder auf Restaurantbesuche. Besonders alarmierend: Mehr als die Hälfte gibt an, bereits einmal aus Kostengründen auf eine medizinische oder therapeutische Massnahme verzichtet zu haben. An erster Stelle stehen die Zahnbehandlungen. Diese sind über die Grundversicherung der Krankenkassen nicht abgedeckt.

Aufwind für Prämienentlastungs-Initiative

Die hohen Gesundheitskosten belasten nicht nur die Familien. Dies zeigt eine repräsentative Studie von «santésuisse», die Ende 2022 veröffentlicht wurde. Gemäss dieser sehen 88 Prozent aller Befragten dringenden Handlungsbedarf bei den Krankenkassenprämien.

Ein konkreter Lösungsvorschlag liegt bereits auf dem Tisch. Mit der Prämienentlastungs-Initiative will die SP die Prämien auf maximal zehn Prozent des Einkommens begrenzen. Dies trifft den Nagel auf den Kopf – könnte man meinen. Von den Sorgen der Bevölkerung aber sichtlich unbeeindruckt zeigt sich die bürgerliche Mehrheit im Parlament. In der Wintersession weigerte sich der Ständerat, den Gegenvorschlag zur SP-Initiative überhaupt zu diskutieren. Eine kurzfristige Erhöhung der Prämienverbilligungen lehnte sie ebenfalls ab.

Dass die SP-Initiative zu einer effektiven finanziellen Entlastung führt, zeigt eine erste positive Bilanz aus dem Kanton Waadt. Der Kanton hat die geforderte Massnahme in Form einer Begrenzung der Prämienkosten bereits einführt. Mehr als ein Drittel der Waadtländer:innen kann davon profitieren. Am meisten nutzen dies Renter:innen und Familien.

 

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